Während Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Nacht zum 17. Februar 2015 noch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenke telefonierte, um das Minsker Abkommen zu retten, scheinen die ukrainischen Separatisten Fakten geschaffen zu haben. Nach deren eigenen Angaben ist der Kampf um den Eisenbahnknotenpunkt Debalzewo, der trotz Waffenruhe weiter tobte, offenbar entschieden. Separatistensprecher Eduard Bassurin sagte, dass etwa 80 Prozent von Debalzewo erobert seien. Es seien nur noch ein paar Wohnviertel übrig, dann wäre die Stadt völlig unter Kontrolle. Mehr als 300 gegnerische Soldaten seien gefangen genommen worden, so fuhr der Separatistensprecher weiter fort. Auch hätte es viele Tote gegeben. Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) befürchten nunmehr ein weiteres Blutbad, denn es sollen in Debalzewo angeblich bis zu 7000 ukrainische Soldaten eingeschlossen sein. Hier sind die Erinnerungen an die Stadt Illovaisk noch sehr groß. Ende August 2014 kamen hunderte ukrainische Soldaten ums Leben, als die Separatisten die Stadt umstellt hatten. Der Eisenbahnknotenpunkt ist insofern militärisch wichtig, als dass die Stadt zwischen den beiden Rebellenhochburgen Donezk und Lugansk liegt und die Separatisten mit der Einnahme von Debalzewo eine direkte Verbindung zwischen den beiden Städten schaffen würden. Noch vor kurzer Zeit hatten die Seperatisten laut Interfax angeboten, einen Korridor zu öffnen, damit die Regierungssoldaten abrücken können. Dieses wurde jedoch von der ukrainischen Regierung zurück gewiesen. Der Ort, so heißt es aus Regierungskreisen, bleibe so wie es im Minsker Protokoll vorgesehen sei, unter Kontrolle der Armee und werde nicht aufgegeben. Beide Seiten werfen sich nunmehr gegenseitig vor, die Waffenruhe nicht eingehalten zu haben. Es scheint nunmehr so, dass der in Minsk eingeleitete Friedensprozess ernsthaft gefährdet ist. Wenn jetzt nicht schnellstens eine Lösung für Debalzewe gefunden wird, dann dürfte auch das mittlerweile zweite Minsker Abkommen gescheitert sein. Hinzu kommt, dass es den Beobachtern der OZSE bisher noch nicht gelungen ist, die Stadt zu erreichen.